Polonaise
Die Polonaise wurde zum repräsentativen Einzugstanz an Europas Fürstenhöfen, als August der Starke 1697 König von Polen wurde.
Menuett
Vom Menuett gibt es viele verschiedene Formen und Varianten.
„In keinem anderen gesellschaftlichen Tanze wird es möglich seyn, durch so schöne Stellungen, das angenehme und so sanft gefallende des Körpers, so ungezwungen und sichtbar zu machen, als eben durch die Menuet“.
Das klassische Menuett – erstmals von Ludwig XIV. im Jahre 1653 zu Versailles getanzt – war ein Solo-Tanz für ein Paar, das sich auf Linien eines „S“, später eines „Z“ bewegte. Das „Z-Menuett“, das die Rokoko-Tanzgruppe zeigt, orientiert sich an der genauen Beschreibung von Feldtenstein (1772)
Eine Vielzahl von weiteren geselligen Menuettformen entstand in den Folgejahren.
Wir tanzen
- Das „Z-Menuett“ (zwei Personen, also ein Tanzpaar), das sich aber um beliebig viele Tanzpaare erweitern lässt, nach Feldtenstein (1772). Obiges Foto zeigt die Schlussreferenz.
- ein „Menuet à quatre“ ( zwei Tanzpaare)
- ein „Menuet en six“ (drei Tanzpaare) nach Mädel aus 1805
- ein „Menuet de la Reine“ (beliebig viele Personen, als Tanzpaare gegenübergestellt) in einer Choreografie nach Feuillet aus 1706. Es wird mit Menuettschritten getanzt, aber entlang einer „Gasse“ und zählt daher zu den „Longways“
- das „Menuet en huit“ (vier Tanzpaare) in einer Choreografie nach K. H. Taubert
- sowie Kontratänze mit Menuett-Teil wie „La Graziosetta“
- und einen „Kontratanz Biberach“ (vier Tanzpaare) mit einer selbst entwickelten Choreografie auf ein Menuett von Mozart mit angefügtem Kontratanz-Teil (KV 463 Nr. 2)
Cotillons
Cotillons leben von den verschiedenartigsten Raumwegen, die 4 Paare im Karree zurücklegen können.
Aus der Vielzahl von Originalchoreografien haben wir schon aufgeführt:
- La Graziosetta
- La Nouvelle Anglaise
- eine Gavotte
- Les Victoires Autrichiennes
- La Rose
- Le Tourbillon
Darüber hinaus entstanden in der Gruppe Choreografien zu
- Mozarts Kontratanz „La Bataille“ (KV 535)
- Haydns „Rondo all’ongarese“
- Mozarts Contredanse aus der Tanzszene im „Don Giovanni“
Auch Großchoreografien wie
- ein „Contredance à seize“ (für zweiundreißig Personen, also sechzehn Tanzpaare) von Magri
- eine „Douze“ („Le petit Tambourin“) für 12 Personen nach einer Choreografie von Louis Delpêch aus seiner „Leçons de danse“ (1772) kamen zur Aufführung
Anglaisen
Bei den Anglaisen stehen sich Damen und Herren entlang einer Gasse (daher der zweite Name „Longway) in zwei Reihen gegenüber. Ursprünglich wurde dieser Tanz nur von den Gastgebern mit wenigen Paaren eröffnet. Weitere Paare stellen sich außen an und integrieren sich in die die sich wiederholenden Figuren. Die Choreografien bedingen, dass sich die Tanzpaare in unterschiedliche Richtungen die Gasse hinauf und hinab bewegen – auf diese Weise werden alle tanzend begrüßt. Der Reiz dieses Tanztyps besteht im ständigen Positionswechsel in der Kolonne ( „longway“) , wodurch man immer neue Tanzpartner vorfindet.
Wir tanzen
eine „Anglaise“ zusammengestellt aus den Figuren-Kärtchen aus dem Portefeuille Englischer Tänze von Joseph Lanz (1784)
- ein „Menuet de la Reine“ (vier Tanzpaare) in einer Choreografie nach Feuillet aus 1706. Es wird mit Menuettschritten getanzt, aber entlang einer „Gasse“ und zählt daher zu den „Longways“
- einen von Wolfgang-Amadeus Mozart auf seiner ersten Italienreise (1790) komponierten „contredance à cinq“ (KV Nr. 123). Da wir in der Tanzgruppe genügend Mitglieder haben, können wir mehrere 5-Paar-Reihen sternförmig positionieren, weshalb wir den Tanz intern als „l’Étoile“ bezeichnen.
Leopold Mozart sandte diese Tanzidee mit einer präzisen choreografischen Instruktion nach Salzburg :
„Der Wolf … schicket hier einen Contradance. Er wünschte, dass H. Cirillus hofmann die Schritte dazu Componiren möchte; und zwar möchte er, daß, wenn die 2 violin, als vorsänger spielen, auch nur 2 Personen vortantzen möchten, und dann allezeit, so oft die ganze Musique mit allen Instrumenten eintritt, die gantze Compagnie zusammentantzen soll. Am schönsten wäre es, wenn es mit 5 Paar Personen gedanzt würde. Das erste paar fängt das erste Solo an. Das 2te dantzt das 2te und so fort, weil 5 Solo und 5 tutti sind….“ - Neben Rekonstruktionen von Lager/Seidl und Karl-Heinz-Taubert entwickelten wir auch auf der Basis von historischen Tanzlehrbüchern eigene Anglaisen-Choreografien, die z.B. zu Musik von Mozart ( z.B. KV 609 Nr. 1, das Mozart selbst nach einer Arie aus dem „Figaro“ komponiert hat ) ausgeführt werden.
- „La bonne amitiée“ stammt wie das „Menuet de la Reine“ aus der Tanzsammlung von Feuillet 1706 und ist ein Tanz, den wir gerne mit dem Publikum gemeinsam zelebrieren, weil er ein einfacher Vormach-/Nachmach-Tanz ist.
Allemande
Voltaire schrieb über die Allemande 1776:
„Das Menuett ist im Abstieg, ach, wir haben das Ende gesehen der Courante und der Sarabande. Wir können edlere Lockungen feiern; Lasst uns ewig lieben, verehren die göttliche Allemande.“
Neben den Figurentänzen mit immer neuen Partnern kam als reiner Paartanz das „Deutsch tanzen“ in Mode: Bei der Allemande (oft auch als „Deutscher“ bezeichnet) dreht sich das Paar auf einer Kreisbahn im Raum um die gemeinsame Achse, dabei werden die Arme in vielfältiger Weise verschlungen, wie es heute noch bei den „Ländlern“ des Alpenraumes praktiziert wird – ein neckisches Spiel mit der Zweisamkeit, aus dem sich schließlich auch der Walzer entwickelte.
Größere Projekte:
Erstmalig im Jahre 2004 entstand ein abendfüllendes Bühnenprogramm “Mozart bittet zum Tanz“
(u. a. mit der bekannten Tanzszene aus dem Finale des 1. Akts des Don Giovanni, wobei die drei Tänze Menuett, Kontratanz und Deutscher gleichzeitig von drei kleinen Ensembles gespielt und von drei Gruppen getanzt wurden) und einer Umsetzung der Tanzszene aus Goethes „Werther“. Dabei übernahmen die Mitglieder der Tanzgruppe auch die Rolle von Schauspielern und Chorsängern und präsentierten – durch Gesangssolisten ergänzt – eine abwechslungsreiche Mischung aus Musik, Gesang, Tanz und szenischem Spiel.
Die „Uraufführung“ erfolgte im historischen Theatro Alfieri in Biberachs Partnerstadt Asti/Italien (s. Foto links). Weitere Auftritte mit ähnlichem Programm folgten im „Mozartjahr“ 2006 in Ottobeuren und Biberach.
Ein weiteres Projekt „Ein Haydn-Spektakel“ wurde im Haydn-Jahr 2009 umgesetzt. Dabei wurde der Lebenslauf Haydns bis zu seinem Wirken am Hofe Esterhazys mit Spielszenen, Liedern und Tänzen dargestellt. Ein festlicher Ball beschloss das Programm. Furioses Abschluss-Stück war der „Wein-Chor“ aus den „Jahreszeiten“ bei dem alle Mitwirkenden sangen und etliche dazu eine Allemande tanzten.