Tanz durch die Jahrhunderte

mit bäuerlichen, höfischen, bürgerlichen und modernen Tänzen

Aus den Klängen der Musik und den Formen des Tanzes läßt sich viel über den Lebensstil und die gesellschaftliche Situation einer Epoche ablesen. Die Tänze unterschiedlicher Stände und die Weisen der zeitgenössischen Musik lassen für die Zuschauer ein Bild der Epochen vom 16. bis zum 21. Jahrhundert entstehen.

Bauern-Tänze des späten Mittelalters

Eigenartige Töne dringen an das Ohr, wenn die Bauern hüpfend und jauchzend auf den Marktplatz einziehen. Eine urtümliche Kraft liegt in den bäuerlichen Tänzen aus dem 16. Jahrhundert, die vor allem aus Branles (Reigentänzen),  Allemanden und Hupfauf bestehen.

Die ländlichen Gewänder der Bauerntanzgruppe sind einfach, aber kleidsam. Die Männer tragen kurze Stiefel, mit denen sie den Takt stampfen können.

 

 

 

 

 

Renaissance-Tänze

Die Renaissancegruppe besteht schon seit 1948 als Bestandteil des Historischen Festzugs. Auf Anregung von Hilde Frey haben Schüler und Schülerinnen der Beruflichen Gymnasien damit begonnen, zeitgenössische Tänze einzuüben und auf dem Marktplatz vor Beginn des Festzuges vorzuführen.

Die Gruppe trägt prunkvolle Gewänder, denn sie stellt den Rat der “Freien Reichsstadt Biberach” nach der Wahlordnung Karls V. dar.

Ab 1984 kam die Musik nicht mehr aus der Konserve, sondern es wurde die lange gewünschte Renaissance-Musik gegründet, die aus dem “Kreis für alte Musik” entstanden war.

Die Tänze sind sehr prunkvoll und zeigen die Würde und den Rang des Tanzpaares.
Die Tänze heißen: “Prozessionstanz (Pavane), Branles, Kontratänze, Gaillarde, Renissance-Allemande, Tripla und Volta“.

 

Rokoko-Tänze: Ball beim Grafen Stadion

Die Geschichte für den festlichen Ball war wie folgt:

Der berühmte Reichsgraf von Stadion hatte zu einem Ball auf sein nahes Schloss Warthausen eingeladen. Er hatte es zu einem spätbarocken Musenhof gemacht, in dessen Umfeld auch Christoph Martin Wieland verkehrte.

Johann Wolfgang von Goethe erklärte in seinem 17-seitigen Nachruf „Zu brüderlichem Andenken Wieland’s“ (1813):

„Wird es unseren verehrten Meistern gefallen, mit diesem Aufsatz in ihrer Lade alles dasjenige niederzulegen, was öffentlich über unseren Freund erscheinen wird, noch mehr aber dasjeniege, was unsere Brüder, auf die er am meisten und am eigensten gewirkt, welche eines ununterbrochenen näheren Umgangs mit ihm genossen, vertraulich äußern und mittheilen möchten, so würde hierdurch ein Schatz von Thatsachen, Nachrichten und Urtheilen gesammelt, welcher wohl einzig in seiner Art sein dürfte, und woraus denn unsere Nachkommen schöpfen könnten, um mit standhafter Neigung ein so würdiges Andenken immerfort zu beschützen, zu erhalten und zu erklären.“

Die Rokoko-Tänze sind höfische Tänze, die  nicht nur der Unterhaltung dienen, sondern der Selbstdarstellung des Adels in kunstreichen Bewegungen. Die Namen und Titel sämtlicher 24 Tanzpaare sind identisch mit tatsächlich lebenden  Herrschaften der damaligen Zeit.

 

 

Bürgerball zu Bismarcks Zeiten

Das Zeitalter des Reichskanzlers Otto von Bismarck war das Goldene Zeitalter des Bürgertums, der Geselligkeit und dem Tanz sehr zugeneigt.

Auch in Biberach bildeten sich, wie in anderen Städten, eine Reihe von geselligen Vereinen, zum Beispiel das “Casino”, die “Bürgergesellschaft” oder der “Kaufmännische Verein”. Sie boten dem Bürgerstand Gelegenheit zum Tanz und frohen Festlichkeiten. Gleichzeitig waren sie auch Heiratsmärkte. Für einen jungen Mann in jener Zeit war der Tanzboden eine der wenigen Möglichkeiten, ein junges Mädchen aus “besserem Hause” kennenzulernen.

Kaiserin Eugenie von Frankreich, die Gemahlin Napoleons III., sowie Kaiserin Elisabeth von Österreich (Sissi), waren die Schönheitsideale der damaligen Zeit und dienten als Vorbild für die Roben der Damen.

Charleston

Als US-amerikanischer Gesellschaftstanz wurde der Charleston – benannt nach der Hafenstadt Charleston in South Carolina – in den frühen 1920er Jahren bekannt.

Obwohl der Tanz ursprünglich von Afroamerikanern entwickelt wurde, konnte er sich in den USA schnell als „weißer“ Gesellschaftstanz etablieren. Seine große weltweite Popularität erlangte er schließlich durch die Jazz-Melodie The Charleston von James P. Johnson, die 1923 erstmals in dem Broadway-Musical Running Wild aufgeführt wurde.

 

 

 

 

Boogie-Woogie

Die Wurzeln des Boogie-Woogie liegen in den Musikkneipen des schwarzen Amerika. Die Tanzform entwickelte sich u. a. aus Swing und Lindy Hop und wurde beeinflusst durch die Tanzszenen der Kinofilme der 40er Jahre.

In Szenelokalen und bei Boogie-Veranstaltungen kann man auch heute noch in stilechter bzw. Originalkleidung aus den 40er- und 50er Jahren zu fetziger Musik Boogie tanzen.

 

 

 

Rock ’n’ Roll

Aus den USA stammende Tanzsportart, eine perfekte Kombination aus Fitnesstraining, Kraftsport und eindrucksvoller Akrobatik zu fetziger Musik.

Charakteristisch ist der sportliche Grundschritt mit schnellen Kicks, welcher neben eigenen tänzerischen Elementen mit Elementen aus anderen lateinamerikanischen Tänzen kombiniert werden kann.

 

 

Breakdance / Urbane Tänze

Verschiedene Tanzstile, die sich in den vergangenen 40 Jahren in den Metropolen entwickelt haben.

Beeinflusst wurden diese Tanzstile durch die Hip-Hop-Kultur mit musikalischen hispano- und afroamerikanischen Bezügen aus Funk, Rhythm and Blues, Soul, Rap und Housemusik.

Daraus entwickelten sich die urbanen Tanzstile, angefangen von Breakdance (B-Boying) über House, Locking, Popping, Hip-Hop, bis hin zum Dancehall.